„Planen und Bauen im 21. Jahrhundert“ lautete der Titel des Siegener Bautages 2011, zu dem der Förderverein für Architektur und Bauingenieurwesen aus Anlass seines 50-jährigen Jubiläums eingeladen hatte. Der Vorsitzende des Fördervereins, der Wilnsdorfer Architekt Dietmar Winkel, eröffnete die Veranstaltung, zu der sich etwa 150 Architekten und Bauingenieure angekündigt hatten. Er erinnerte an 50 Jahre Förderverein und wagte einen optimistischen Blick in die Zukunft. Grußworte und Glückwünsche überbrachten die Departmentsprecher Architektur und Bauingenieurwesen; sie hoben dabei die besondere Bedeutung des Vereins für die Universität Siegen hervor.
Die Fachtagung unter der Leitung von Professor Alfons Goris setzte sich mit den komplexen Fragen auseinander, welche neuen Aufgaben auf die Bauwirtschaft zukommen und welchen Einfluss z. B. die Entwicklung des Klimas, der demographische Wandel auf das zukünftige Planen und Bauen haben werden.
Unser Gebäudebestand stammt überwiegend aus den 50er bis 70er Jahren; Bauwerke altern, sie müssen daher gepflegt und gewartet werden. Hinzu kommt, dass unser Altbestand nach Kriterien gebaut wurde, die heutigen Standards nicht mehr entsprechen, so dass sie verbessert werden müssen.
„Das Erhalten und Ertüchtigen von Bauwerken ist daher die Aufgabe der Zukunft. Dabei muss sich wegen der Langlebigkeit unserer Gebäude die heutige Planung mit der Frage befassen, was in dreißig, was in fünfzig Jahren sein wird“, so Professor Goris zu Beginn der Fachvorträge.
Über den Einfluss des Klimawandels referierte der bekannte Klimaforscher Hans von Storch, Professor am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg. Er setzte sich insbesondere mit Sicherheiten und Unsicherheiten von Klimaprognosen auseinander. Der Frankfurter Architekt Ian Shaw zeigte anhand des Umbaus der historischen Centralstation in Darmstadt, welche Probleme, aber auch welche Chancen ein Umbau und eine Umnutzung bieten können. Diese Aspekte kamen auch im folgenden Vortrag über den Wiederaufbau des Neuen Museums in Berlin zum Tragen; der Bauingenieur, Professor Eisele erläuterte die besondere Herausforderung, die sich bei der Tragwerksplanung im Bestand und mit historischen Baumaterialien ergibt und zeigte an konkreten Beispielen Lösungs-möglichkeiten auf.
Ein hochkarätig besetztes Podium rundet das Thema mit Kurzbeiträgen und Diskussionen ab. Unter der Moderation von Dirk Glaser, Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur, referierten und diskutierten Experten aus Wirtschaft und Politik. Im Podium vertreten waren der Bauindustrie-Verband mit Frau Annette Hering, der Vizepräsident der Architektenkammer, Herr Michael Arns, der Präsident der Ingenieurkammer Bau, Herr Dr. Heinrich Bökamp und das Umweltministerium NRW mit Herrn Dr. Heinz Baues, Abteilungsleiter für Klima, Energie und Umweltwirtschaft.
Das Podium war sich einig, dass insbesondere die Energiewende, der demographische Wandel und die Alterung der Bauwerke das Planen und Bauen im 21. Jahrhundert entscheidend beeinflussen wird. An Politik und Verwaltung ging die Frage und Aufforderung, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Privatmenschen einen Umbau ihres Eigenheims leisten können, der zum großen Energiekonsens passt. Gelder sind bereit zu stellen, um Straßen und Brücken wieder in einen akzeptablen Zustand zu bringen.
Am Ende der Veranstaltung konnte Herr Winkel als Vorsitzender des Fördervereins auf eine rundum gelungene Veranstaltung zurückblicken. Der diesjährige Bautag findet am Freitag, 09.11., unter dem Motto „Bis an die Grenzen gehen“ statt.